Die originale Idee für diesen Hängeschrank stammt von Heiko Rech. Er hat einen Onlinekurs zum “Kleinen Hängeschränkchen” auf seiner Seite welcher die Herstellung eines Massivholzmöbels aus Nussbaum kombiniert mit Ahorn beschreibt. Diesen Onlinekurs habe ich mir angeschaut da ich mich für ein Kleinmöbel aus Massivholz interessiere und nach weiteren Onlinekursen von Ihm zum Thema Furnierarbeiten und Kommode kam dann die Idee ein Möbelstück zu bauen, dass viele Techniken miteinander vereint. Vielleicht etwas zuviel des Guten, aber für mich ein Werkstück um zu lernen.
Bei diesem Schrankchen kommt eigentlich gar kein Massivholz zum Einsatz, ausser bei den Kumiko Arbeiten in den Türen wo ich Lindenholz verwendet habe. Der Schrank ist aus 18mm MDF Platten gebaut und hat eine Rückwand aus 6mm Sperrholz. Ich habe dieses Möbelstuck so konzipiert, da ich Techniken für ein Highboard ausprobieren wollte, die für mich Neuland sind. Also dachte ich lieber an einem kleinen Möbel probieren, als an einem grossen.
Die Abmessungen des Schrankes sind 60x40x20cm. Das selbst furnierte Trägermaterial eine Stärke von 18mm. Bei dem Furnier habe ich zu amerikanischem Nussbaum gegriffen, welches ich bei Metz Furniere bezogen habe. Zum Furnieren habe ich keine Furnierpresse verwendet. Das Furnier ist schon auf die Trägerplatten gepresst, aber mit einer sehr einfachen Furnierpresse welche aus 30mm starken mit Melamin beschichteten Spanplatten besteht. Diese habe ich mir Spannzwingen zusammengepresst und die Ergebnisse sind “glatt”. Das Furnier sitzt wunderbar auf den MDF platten. Keine Lufteinschlüsse oder gar Leimdurchschlage auf den Furnierflächen. Die Kanten sind mit 2mm Starkfurnier beklebt. Diesen habe ich als Einleimer als erstes auf die Kanten geleimt. Zum verleimen der Furniere und der Einleimers verwende ich den Titebond T25403 Cold Press Veneer Leim. Diesen trage ich mir einer Schaumstoffrolle auf.
Einleimer vorbereitet | Einleimer verleimt |
---|---|
![]() |
![]() |
Nach dem trocknen des Einleimers hoble ich die überstehenden Kanten mit einem Handhobel ab.
Abhobeln der Kanten bündig mit dem Trägermaterial |
---|
![]() |
Nachdem die Platten mit dem Einleimer versehen sind bereite ich die Furniere vor. Da ich 15cm breite Streifen Furnier habe und der Schrank eine Tiefe von 25cm haben wird, muss ich zwei Furniere zusammenfügen. Ich fixiere die Furnierstreifen mit dünnem Malerkreppband, dass nicht ganz so aggressiv klebt. Es hinterlässt keine Druckstellen beim Pressen und lässt sich ablösen ohne, dass Holzfasern ausreissen. Vielleicht hatte ich einfach Glück bei der Kombination meines Klebebandes mit dem Kreppband.
Fügen der Furniere |
---|
![]() |
Dann geht es an das Auftragen des Leimes. Hier nutzte ich eine Schaumrolle. Die Menge reicht für mich völlig aus. Es quillt nicht zuviel an den Rändern raus und der abgebundene Leim der dennoch an den Rändern rausquillt lässt sich einfach wegschleifen. Ich habe auch versucht den Leim mit einem Leimspachten aufzutragen, bin aber weniger begeistert von den Ergebnissen, da es eher zum Durschlag kommt und es eine “Sauerei” an den Kanten gibt.
Leim mit der Rolle verteilen | Leim fertig aufgetragen |
---|---|
![]() |
![]() |
Die gefügten und mit Malerkrepp fixierte zweite Furnierlage auflegen und in der improvisieten Furnierpresse bestehend aus zwei 30mm starken, beschichteten Spahnplatten zusammenpressen.
Furnier aufgelegt | Improvisierte Furnierpresse |
---|---|
![]() |
![]() |
Diese Arbeitsschritte wiederholen sich nun bis alle Teile Furniert sind inklusive der Rückwand. Diese habe ich aus 6mm Birkensperrholz zugesägt und von beiden Seiten furniert.
Die fertig furnierten Platten für den Hängeschtank |
---|
![]() |
Der Hängeschrank soll mit Hilfe von Flachdübeln verleimt werden und die Bodenträger und die Topfscharniere für die Türen sollen mit Hilfe von Lochreihen befestigt werden. Im nachfolgenden Bild sieht man die gefrästen Verbindungen für die Flachdübel und die gebohrten Lochreihen.
Flachdübelschlitze gefräst und Lochreihen gebohrt |
---|
![]() |
Bevor das Schränkchen verleimt wird soll es einmal trocken zusammengesteckt werden.
Trocken zusammengesteckt | Mit Rückwand… passt. |
---|---|
![]() |
![]() |
Vor dem verleimen werden alle Teile noch mit Hartöl behandelt. Dazu werden die Leimstellen mit Klebenband abgeklebt und die Flächen anschliessend mit Öl bestrichen.
Vorbereitung | Flächen mit Öl behandelt |
---|---|
![]() |
![]() |
Nach ein paar Tagen Einwirkzeit, hatte hier keine Eile, könnten die Teile des Hängeschrank Korpus miteinander verleimt werden.
Vorbereitung | Hängeschrank verleimt |
---|---|
![]() |
![]() |
Der Schrank ist dann noch ein paar Tage in der Werkstatt verblieben bevor ich Ihn im Wohnzimmer aufgehängt habe. Leider habe ich versäumt Fotos von der Herstellung der dünnen Einlegeböden zu machen. Hier handelt es sich um 10mm Sperrholz, dass ebenfalls furniert wurde.
Schrank ohne Türen |
---|
![]() |
Wie man im Titel des Bildes entnehmen kann, handelt es sich bisher um einen Schrank ohne Türen. Anfangs war geplant ebenfalls Nussbaum furniertes Sperrholz/Multiplex zu verwenden und diese mit Topfscharnieren zu montieren. Diese geben gute Einstellmöglichkeiten um die Tür innerhalb der geplanten Spaltmasse von 3mm entsprechend zu justieren. Die Türen sollten einen einfachen Griff erhalten die im 32er Raster montiert werden können.
“Leider” ist mir da aber ein Buch von Matt Kenney in die Hände gefallen, welches den Plan einfache Türen zu integrieren etwas durchkreuzt haben. Bei dem Buch handelt es sich um: The Art of Kumiko: Learn to Make Beautiful Panels by Hand
Nun das vorher genannte leider ist gar nicht negativ gemeint. Ich hatte nun die Idee eines dieser im Buch beschriebenen Mustern in den Türen zu verwenden. Hier habe mich entschieden das Asa no ha Muster zu integrieren. Dazu habe ich entsprechende Vorrichtungen gebaut, Lindenholz gekauft und entsprechend vorbereitet. Um diese Muster entsprechend in die Türen zu integrieren habe ich eine kleine Planfräsevorrichtung gebaut. Die Hilfsmittel um die Kumiko Holzteile zu erstellen habe ich bei Bau Woodworks gekauft.
Vorrichtung für die Kreissäge | Vorrichtungen für kleine Holzteile |
---|---|
![]() |
![]() |
Nach etwas probieren und Mühe die Holzstreifen auf eine Dicke von 3.2x8mm zu bringen, gefühlten 1000 Stücken Holz habe ich zwei Panele mit einer Grösse von 24x13cm fertiggestellt. Für den ersten Wurf bin ich recht begeistert kann mich aber nicht wirklich damit anfreunden die dünnen Holzstreifen mit der Tischkreissäge zu erstellen.
Asa no ha Panele für die Türen |
---|
![]() |
Nachdem nun die Panele für die Türen fertiggestellt sind brauchen diese noch entsprechende “Taschen”. Hier kam die Idee eine Vorrichtung wie z.B. eine Planfräsevorrichtung zu bauen. Da es sich aber um präzise Fräsungen handelt habe ich eine Vorrichtung gebaut mit der ich die Abmasse der Fräsung begrenzen konnte. Eigentlich eher mit einer manuell bedienten CNC Fräse vergleichbar. Mit ein Paar Alu Profilen und etwas Multiplex war schnell etwas wiederverwendbares gebaut mit dem ich die Kumiko Panele passgenau in die zwei Türen einfassen konnte.
Planfräse | Detail Ansicht |
---|---|
![]() |
![]() |
Das Fräsen der Taschen hat wunderbar funktioniert und ist wirklich exakt geworden. Schön wenn sich er Aufwand mit recht wenig Mitteln eine Vorrichtung zu bauen dann so auszahlt. Die Konstruktion kann einfach verstaut werden und jederzeit für ähnliche Arbeiten herangezogen werden. Natürlich sind die Ecken rund, aber nichts was man nich mit einem Stechbeitel oder mit einem Hilfsmittel wie z.B. dem “Eckenstanzmeißel” lösen kann.
Tasche erstellt | Panel passt! |
---|---|
![]() |
![]() |
Um der Tür das gewünschte Aussehen zu geben wurden auch hier wirder die Kanten mit Nussbaum einleimer belegt und dann die Flächen mit Nussbaum Furnier furniert. Auf der Innenseite der Tasche bzw. auf der Hinterseite des Kumiko Panels habe ich ein Blatt Shoji Papier geklebt. Von dieser Tür habe ich zwei Stück angefertigt.
Die fertige Tür |
---|
![]() |
Jetzt noch die Scharniere einfräsen. Hierzu habe ich eine Bohrschablone von Kreg und eine von Blum verwendet.
Kreg Bohrschablone | Blum Bohrschablone |
---|---|
![]() |
![]() |
So langsam bin ich dann auch soweit den Vorgang des Baus meines kleinen Hängeschränkchen zu beschreiben. Im folgenden Bild kann man die geölten Furnierflächen, die Scharniere und die mit Shoji Papier beklebten Kumiko Panele sehen.
Türen, Scharniere, Panele |
---|
![]() |
Und zum Schluss noch ein finaler Blick auf den fertiggestellten Schrank. Die Griffe sind aus massivem Nussbaum und Lindenholz erstellt. Die Bohrungen zu den Griffen sind im 32er Raster gebohrt und können somit auch gegen andere getauscht werden. (Ich habe die Griffe bereits durch andere ersetzt, damit diese zu den Griffen am Highboard passen der unterhalb des Hängeschranks steht. Eine Beschreibung dieses Schrankes folgt).
kleines Hängeschränkchen |
---|
![]() |
Auch wenn am Ende nichts mehr vom Ursprünglichen Design von Heiko Rechs kleinen Hängeschränkchens übrig geblieben ist, gefällt mir mein Schrank sehr gut. Habe viele Techniken angewendet, Jigs gebaut und muss sagen dass nicht wirklich viel Schief gegangen ist. Am Ende weiss man immer was man hätte besser machen können. Sicherlich vermeidet man diese beim nächsten Möbel, macht aber sicher andere Fehler. Das Schrankchen habe ich mit einer French Cleat Leiste an die Wand montiert. Damit man nicht hinter den Schrank schauen kann habe ich an den Rändern zur Wand eine dunkelbraune Bürstendichtung aufgeklebt. Details müssen schon noch sein.
Das Schränkchen habe ich im Zeitraum von Mitte Dezember 2020 bis Ende Januar 2021 gefertigt.